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Sand von gestern?

Als ich kürzlich dabei war, meine Marokko-Wanderausrüstung wieder in mein Alltagsleben zu integrieren, und nur noch die Schuhe übrig waren, rieselte mir dieser unglaublich rote Staub von den Stollen auf die Hand. Bevor ich ihn restlos abklopfen konnte, kam der Impuls in mir auf, den verbliebenen Rest abzukratzen und als Erinnerung in ein Plastiksäckchen zu füllen. Dabei wurde ich traurig. Warum? Weil es jetzt endgültig Abschied zu nehmen galt. Wovon?

Von den durch den roten Sand schlurfenden Schritten der kleinen Karawane unter dem blauen Wüstenhimmel. Bestehend aus den unterschiedlichsten Menschen, die letztendlich im schallenden Gelächter über sich selbst und ihre Unzulänglichkeiten zusammenfanden im schützenden Dünenoval der Zeltlager – zwischen den Zelten umherstreifend und aus ihnen kriechend, in der Nachtkälte schlotternd über dem unerbittlich fordernden Klo-Schlitz hockend. Verbunden durch das tägliche Tee- und Essensritual unter der Leitung des geheiligten Omar, der mit bewundernswerter Geduld, Empathie und islamischer Autorität uns ungewaschen-verwahrlost-christliche IndividualistInnen sanft dirigierte. Im Hintergrund erledigten seine nomadischen Ministranten ohne Aufhebens ihre Sache: Montage und Demontage der Zelte, jeden Morgen und Mittag, Bereitstellung der Mahlzeiten in bewundernswerter Zurückhaltung – oder besser gesagt mit menschlicher Autorität, die keiner Zurückhaltung bedarf. Das alles geduldet vom gleichgültige Schweigen der Wüste, gegen das auch die gelegentlich gurgelnde Widersetzlichkeit der Dromedare nicht ankommen kann. Da fällt mir auch unser Guardian Angel ein, der mit seinem Tier manchmal näher, manchmal weiter die Wandergruppe begleitete (und eben beschützte) – er lautlos schlurfend mit seinen Oma-Schlapfen aus Flanell, die jede Trekker-Ausrüstung der Lächerlichkeit preisgaben und wahrscheinlich sogar der unergründlich-ernsthaften Wüste ein Lächeln abringen mussten. Und manchmal Nüsse, Datteln und Feigen verteilte.

 

Da schreiten sie also durch diese Wüste, die Zwölf, eingefügt in ein unsichtbares Setting – simpel und zugleich grenzgenial – schnatternd , lachend und gegen Ende zu immer schweigsamer, und welche sich darauf einlassen können – oder wollen, die  sehen dann Sternschnuppen verglühen, wie nie zuvor, am funkelnden Nachthimmel – oder auch irgendwo anders ...

 

Wolfgang Sorgo, Teilnehmer der Sternschnuppen Tour Ende November 22